Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse. |
Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen
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"Bei Verbrechen genetischer Fingerabdruck.
Zentrale DNA-Datei in Wiesbaden soll Wiederholungstäter schneller
identifizieren. ... Doch erst gestern verabschiedete der Bundestag
- nach einem monatelangen Disput Kanthers mit seinem Justizkollegen Ezard
Schmidt-Jortzig (FDP), vor allem aber mit Datenschützern - die Rechtsgrundlage
für diese Datenbank: das Gesetz zur Datenerhebung für den
sogenannten genetischen Fingerabdruck. ... Die jetzige Ergänzung der
Strafprozeßordnung regelt, in welchen Fällen einem Beschuldigten
Zellproben für eine molekulargenetische Untersuchung zur Identitätsfeststellung
in künftigen Strafverfahren entnommen werden darf. ... Der genetische
Fingerabdruck kann - laufende Strafverfahren ausgenommen - auch bei
bereits wegen entsprechender Delikte rechtskräftig verurteilten Tätern
genommen werden. Die Daten werden beim BKA gespeichert, während
die Zellproben selbst vernichtet werden müssen. ... Das neue Gesetz
geht allerdings über die Verfolgung von Sexualstraftaten hinaus. Darf
die Polizei doch künftig auf Anordnung eines Richters ebenfalls Körperzellen
von Beschuldigten entnehmen und analysieren lassen, wenn diese einer "Straftat
von erheblicher Bedeutung" verdächtigt werden. ... Gleichwohl
wird die Ausweitung der Gen-Datei auf "erhebliche Straftaten"
weiterhin gerügt. "Wo ist da die Grenze?", fragte der Vorsitzende
des Deutschen Vereins für Datenschutz, Thilo Weichert. Ohnehin enthalte
"die DNA hochsensible Angaben über medizinische und Charakteranlagen.
Es besteht die Gefahr, daß über die DNA-Analyse auch
andere Informationen gewonnen werden können." Zum Beispiel über
Erbkrankheiten." MoPo 25.6.98 S. 2
"Gen-Datei weiter ohne Gesetz"
Koalition und SPD begnügen sich bei der zentralen Gen-Datei damit,
die Strafprozeßordnung zu erweitern. Bündnisgrüne wollen
eigenständiges Gen-Datei-Gesetz wegen neuer Datenqualität.
... Das Bundeskriminalamt baut bereits seit April diesen Jahres
eine Gen-Datei auf, ohne daß der Gesetzgeber bisher geregelt hatte,
was alles gesammelt und gespeichert wird. ... Der Bundestag gab sich
nun damit zufrieden, einen Paragraphen 81 g in die Strafprozeßordnung
einzufügen. "Das Gesetz läßt die entscheidenden Fragen
der Errichtung und Arbeitsweise der Datei ungeregelt", verwies
der Bündnisgrüne Volker Beck auf die völlig neue Qualität
der gesammelten genetischen Informationen." taz 25.6.98 S. 5
"Ein guter Tag für die Rechtspflege.
Gen-Datei hilft bei der Aufklärung und Vorbeugung."
MoPo 25.6.98 S. 4
"Bundestag billigt Gen-Datei.
Polizei darf bei schwerer Straftat "genetischen Fingerabdruck"
von Verdächtigen nehmen." Tsp 25.6.98 S. 2
"Nicht ohne Gesetz" Tsp 25.6.98 S. 8
"Gesetz über Gen-Datei beschlossen"
ND 25.6.98 S. 1
"Gen-Gesetz und all die anderen. Wahlkampf pur."
ND 25.6.98 S. 2
"Bundestag billigt Erweiterung der Gen-Datei.
Minister: Nicht für jedes Verbrechen ein neues Gesetz."
BerlZtg 25.6.98 S. 1
"Kanther lobt die Fortschritte zur inneren Sicherheit.
"Kein Reformstau dank der Zusammenarbeit mit der SPD" /
Gesetz zur Gen-Datei verabschiedet" FAZ 25.6.98 S. 2
"Bundestag beschließt erweiterte Gen-Datei"
SZ 25.6.98
"Eine gute Datei und ein schlechtes Gesetz"
SZ 25.6.98
"Gen-Datei verabschiedet.
Koalition und SPD stimmen Gesetzesvorlage zu - Nicht nur Sexualstraftäter
werden erfaßt" WELT 25.6.98 S. 2
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"Kategorie C steht für totale Gewalt.
Informationsstelle Sport sammelt Daten über deutsche Fußballfans.
Fredrick Holtkamp ... ist Sprecher des Landeskriminalamtes in Nordrhein-Westfalen,
jener Düsseldorfer Behörde, in der 1992 die Zentrale Informationsstelle
Sport (ZIS) eingerichtet wurde. Hier werden Informationen über
Hooligans in deutschen Fußballstadien gesammelt, gebündelt und
in Form von Lageberichten vor Spielen der 1. und 2. Bundesliga, Europapokal-
und Länderspielen an die Polizeibehörden der jeweiligen Spielorte
weitergegeben. ... In die Kategorie A fallen die friedlichen Fans,
Gruppe B bezeichnet "gelegentlich gewaltbereite" Hooligans,
die, wie Holtkamp der 'Süddeutschen Zeitung' sagte, "schon mal
zu Gewaltaktionen mitgerissen werden". Zur Kategorie C gehören
die "absolut Gewalttätigen", die bei Sportveranstaltungen
durch Körperverletzungen und Sachbeschädigungen auffällig
geworden sind und denen prognostiziert wird, daß sie auch gewalttätig
bleiben werden. "Nur die", sagt Holtkamp, würden namentlich
in der Datei erfaßt. Derzeit umfaßt die Datenbank etwa 2100
gewalttätige Hooligans. ... Nach Angaben des Bayerischen Datenschutzbeauftragten
Reinhard Vetter können die Daten über gewalttätige
Hooligans zwei Jahre lang gespeichert werden. ... Die Mitarbeiter
der Zentralen Informationsstelle greifen dabei auf die bundesweite "Polizeidatei
Gewalttäter Sport" zurück, auf die jede Polizeidienststelle
in Deutschland Zugriff hat." SZ 25.6.98 S. 8
"Schnellverfahren nehmen langsam zu.
Auch in der Bundesrepublik können Hooligans kurzfristig zu
Gefängnisstrafen verurteilt werden. ... Die Berliner Justiz versuchte
sich an einem Schnellverfahren, doch die Verhandlung zog sich über
mehrere Tage hin. ... Probleme an der Schnittstelle von Polizei und Staatsanwaltschaft."
SZ 25.6.98 S. 8
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"Der BGS soll kontrollieren, überall und ohne Verdacht.
... Der BGS soll künftig überall im Land - in Zügen, auf Bahnhöfen und auf Flughäfen - Ausweise kontrollieren und Gepäck "in Augenschein" nehmen können, selbst wenn kein Verdacht auf eine Straftat vorliegt. Von dieser sogenannten "Schleier-Fahndung" verspricht sich die Bundesregierung eine wirksamere Bekämpfung der unerlaubten Einreise, "insbesondere der Schleuserkriminalität"." BerlZtg 25.6.98 S. 4
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"DVU mit großem Anspruch und ohne Vorstand.
SPD und PDS möchten Materialschlacht im Wahlkampf verhindern. Der Umgang mit rechten Parteien ist drei Monate vor den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern von Hilflosigkeit geprägt. Heute berät der Landtag einen SPD-Antrag, nach dem Behörden keine Daten zu Wahlkampfzwecken weitergeben sollen." ND 25.6.98 S. 5
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"Wann lernt die Polizei endlich surfen?
... Wenn es ihr tatsächlich darum geht, Täter zu finden, sollte sich die Polizei ein paar PCs mit Modem anschaffen." taz 25.6.98
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